Zum Jahrestag der Novemberpogrome

Landtag

Anlässlich des 84. Jahrestages der Novemberpogrome am 9. November erklärt der Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag, Steffen Dittes:

„Am 9. November gedenken wir der Opfer der Novemberpogrome des Jahres 1938. Hunderte Jüdinnen und Juden wurden ermordet, erschossen und in den Tod getrieben, über Tausend Synagogen und Betstuben sowie tausende Geschäfte und Wohnhäuser wurden zerstört. Heute wissen wir, dass der 9. November 1938 - selbst Teil und Folge in der Gesellschaft längst verfangener antisemitischer Propaganda - der Auftakt für die auf der Wannsee-Konferenz 1942 beschlossenen organisatorischen Umsetzung des Holocaust war, dem bis 1945 sechs Millionen Jüdinnen und Juden zum Opfer fielen.

Aus diesem Wissen erwächst die Verantwortung, dem Gedenken und Erinnern aktives politisches Handeln gegen das Erstarken der antisemitischen und Holocaust-relativierenden Stimmen folgen zu lassen. Aus antisemitischen Stereotypen entstehen konkrete Anfeindungen, die das Leben von Jüdinnen und Juden in Deutschland heute wieder – mehr als 70 Jahre nach dem Sieg über den deutschen Faschismus – bedrohen.

Dass Antisemitismus in den Köpfen niemals wirklich besiegt war, müssen wir jeden Tag immer wieder aufs Neue erleben: Antisemitische und den Holocaust relativierende Stereotype nicht nur auf sogenannten Corona-Protesten, Zerstörungen und Entweihungen von Mahnmalen und Friedhöfen, Anschläge auf das Gedenkprojekt ‚1000 Buchen‘ zur Erinnerung an die Todesmärsche aus Buchenwald sowie an die Opfer des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten zur Beseitigung ‚unwerten Lebens‘, die regelmäßigen Schmierereien gegen die Erinnerung an der Gedenkstätte Buchenwald, Beleidigungen und Angriffe – antisemitische Straftaten steigen seit 2018 bundesweit deutlich an.

Der 9. November 2022 ist ein Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, ein Tag des Erinnerns an das Geschehene im Jahr 1938, ein Tag des Mahnens an die Verantwortung eines jeden Einzelnen in einer Gesellschaft, Jüdinnen und Juden Antisemitismus nicht schutzlos ausgeliefert zu lassen.“